Treffpunkt war im Morgengrauen am Bahnhof in Basel. Da eine Teilnehmerin abgesagt hatte, hatten wir zum Glück alle Platz im gemieteten Auto. Dennoch war der Laderaum so zum Bersten vollgestopft mit Crashpads und Anderem, dass der arme Matthias während der Fahrt nicht einmal durch die Rückscheibe blicken konnte. Soraya, Florian und Noëmi sassen während der Fahrt auf der Rückbank, schön eingebettet (eingequetscht!) zwischen eigenen Gepäckstücken, und Noëmi musste sogar noch ihre Guetzli an den Fahrer verteilen. Die Reise nach Kandersteg dauerte nicht einmal zwei Stunden, da noch wenige Autofahrer zu dieser frühen Stunde unterwegs waren, und nachdem Matthias einmal herausgefunden hatte, wie der Tempomat funktioniert, konnte auch er den verkrampften Fuss vom Gaspedal nehmen. Das Wetter war bei der Ankunft nicht gerade überwältigend. Doch als wir anfingen, unsere Zelte aufzubauen (nachdem wir von unserem zuerst auserkorenen Platz vertrieben worden sind, weil dieser schon für einen Wohnwagen reserviert worden war), riss die Wolkendecke auf und ein unerwartet sonniger Tag begann. Alles in Allem ging das Zeltaufbauen schnell bei uns, allerdings waren nicht alle Leute auf dem Campingplatz so geschickt wie wir; Einige schafften es, ihr Zelt direkt an einem Abhang aufzustellen, und dazu natürlich so, dass der Eingang zum Abhang zeigte (Hoffentlich dachten sie am nächsten Morgen daran, als sie den ersten Fuss vors Zelt setzten…).
Bevor wir ins Bouldergebiet aufbrachen, wurde zum Aufwärmen noch ein Crashpad-Wrestling durchgeführt. Dazu wurden die Teilnehmer in ein gefaltetes Crashpad gesteckt und dieses gut verschnürt. Dann musste man die anderen Teilnehmer rammen, was gar nicht so einfach ist, da man als Fleisch in einem Sandwich ja auch nicht so gut laufen kann. Das eine Crashpad erhielt übriges den Spitznamen Spongebob wegen seiner gelben Färbung.
Nach einer kurzen Proviant-Einkaufstour ging es dann ins Bouldergebiet, in dem wir dann den Rest des Tages damit verbrachten, an den zebrafellartig strukturierten Blöcken hinauf zu klettern und uns gegenseitig zu (ver)spotten. Ausser uns war keine Menschenseele da. Das Gebiet lag in einem Wald, der ein wenig den Anschein erweckte, es könnten Trolle da wohnen. Florian und Noëmi krochen hier und da mal in eine Trollhöhle hinein, fanden aber nichts anderes als Spinnen und Bienen. Zum Glück hatte Matthias seine Magic-Cap dabei, denn mit dieser ging natürlich alles viel besser! Ich finde, wir haben uns alle toll geschlagen beim Bouldern, und Matthias hatte seinen Spass daran, uns von oben beim Hochspringen zu filmen. Ich glaube, wir fanden alle, dass diese Videos einfach Hammer aussehen, auch wenn man dann den entscheidenden Griff nicht erwischte.
Nach anfänglichem Bedenken hatten wir am Ende besonders Freude an einem sehr hohen Boulderblock mit einem Überhang, den am Schluss nur Tobi ganz durchkletterte (Matthias hätte es auch geschafft, aber er wollte am Schluss doch nicht ganz nach oben, da es ziemlich schwierig war, wieder runter zu kommen). Super war, dass alle den nicht ganz einfachen Einstieg auf ihre eigene Art meisterten, was zum Teil mit den Grössenunterschieden der Teilnehmer zusammenhing. Besonders beeindruckt hat uns die elegante Drehung von Florian, während Noëmi eine Taktik anwendete, die laut Matthias an eine marschierende Mickey Mouse Figur aus den Sechzigerjahren erinnerte.
Als bei allen ein wenig die Luft draussen war, gingen wir zurück zum Campingplatz und hauten uns ein wenig aufs Ohr. Doch dann, als ob wir nicht schon genug Sport getrieben hätten, fingen wir an, uns gegenseitig auf die Füsse zu stehen, mit Keulen zu jonglieren, und am Schluss spielten wir noch ein gewöhnliches Fangis, wobei wir kreuz und quer über den Campingplatz jagten und die anderen Campierenden verstörten.
Das Znacht grillierten wir versammelt um eine Grillstelle, die zum Glück überdacht war. Dies wurde natürlich gleich von uns ausgenutzt: Der Unterstand wurde als Boulder missbraucht. Obwohl am nächsten Tag niemand Muskelkater hatte (ausser Noëmi), war Tobi beim Grillieren offenbar so müde, dass er nicht einmal mehr sein Fleischstück auf dem Grill selber wenden konnte (oder wollte), und Soraya hatte Mühe mit ihrer Bank, aus irgendeinem Grund ständig rückwärts umkippte. Die Konversation wurde zum Schluss so interessant, dass einige Teilnehmer noch lange wachblieben und über philosophische Themen diskutierten. Jedenfalls glaube ich das.
Am nächsten Morgen war uns das Wetter weit weniger freundlich gesinnt als am Vortag: Es schiffte wie in Strömen. Ans Bouldern in Kandersteg war deshalb nicht zu denken. Doch zum Glück hatte Matthias einen Plan B, und so brachen wir nach dem Zmorgen so schnell wie möglich unsere Zelte ab und die ganze nasse Gruppe setzte sich ins Auto und wir fuhren an einen brillianten Spot, den nur Insider kennen ;) Jedenfalls war dieser Ort trocken und aus purem Sandstein. Die männlichen Teilnehmer fanden, dass es beim Bouldern viel besser läuft, wenn man oben ohne bouldert (nur die Männer haben dies dann auch durchgeführt!). Aber Matthias’ Magic-Cap ist einfach unschlagbar, weshalb wir sie auch immer abwechslungsweise aufgesetzt haben. An diesem Ort haben wir dann am Nachmittag gebouldert und gespottet, bis die Finger wund waren (das wurden sie wirklich, weil der Fels sehr rau war). Ausserdem fanden es gewisse Teilnehmer extrem lustig, dem Bouldernden unlustige Witze zu erzählen, um diesen zu Fall zu bringen (Es kommt ein Pferd in eine Bar…), oder eine andere beliebte Taktik war, laut „Rotes Gesicht!“ zu schreien, was unterschiedlich gut funktionierte. Nachdem wir alle unser Bestes gegeben hatten, und auch die Letzte an einer „sauschweren“ Route aufgegeben hatte, machten wir uns langsam auf den Heimweg in Richtung verregnetes Basel.
Herzlichen Dank an alle, die dabei waren, für das tolle Boulderwochenende und natürlich an die beiden Leiter fürs Organisieren!