Hier kommt - etwas verspätet - der Tourenbericht zum diesjährigen Hochtourenlager im Ornygebiet.
Mit dabei waren:
· Ruedi Amrheim (Bergführer)
· Severin Karrer (Hauptleiter)
· Tobias Zwahlen (Leiter und Gebirgsspezialist)
· Anja Bieler (frischgebackene Leiterin)
· Alex Hotz (frischgebackener Leiter)
· Jodok Zwahlen (")
· Christoph Kündig (unter dem 3 Lippen kollabiert sind, die laut Jodok stabil sein sollten)
· Sämi Bonfanti (der lieber Christoph die Zähne putzt als sich selber)
· Nina Lipps (Yoga-Instructor)
· Leonie Lipps (Unglücksfee beim Jassen)
· Timo Lipps (fleissiger Steimannli-Bauer)
· Joel Stoll (Der Poser mit den Steigeisen)
· Thomas Güntert (Der grosszügige Unterhosen-Spender)
· Thomas Krähenbühl (Der Mann mit der Ledermütze)
· Mario Hammel (Rucksackträger von Profischwimmer Sämi)
· Noëmi Löw (Genfersee- und Montblanc-Expertin)
· Meieli (unsichtbar, hockte auf dem Berg und warf nonstop Steine runter)
Tag 1, Samstag: Wir fuhren mit dem Zug nach Visp, dort
stiegen wir in den Zug nach Martigny, dort in den Zug nach Sembrancher, in
Sembrancher stiegen wir nochmals um in den Zug nach Orsières, und in Orsièrers
nahmen wir das Postauto nach Champex, lac. Der See in Champex war dann leider,
leider doch nicht der Genfersee, obwohl Noëmi am Anfang der Reise verkündigt
hatte, wir würden ganz sicher beim Genfersee umsteigen.
Die Hitze machte vor allem denjenigen zu schaffen, die schon lange Hosen
anhatten. Da sich gewisse Teilnehmer
stapelnd auf den Zugsitzen platzierten, wurden diejenigen, die zuunterst
sassen ziemlich vollgeschwitzt.
Bei der Sesselliftstation stiessen Mario und Thomas zu uns. Gottseidank war der
Sessellift in Betrieb. So konnten wir unseren Hüttenaufstieg um einige Stunden
abkürzen, indem wir mit dem Sessellift etwa 1000 Höhenmeter nach oben fuhren. Nach
etwa einer Stunde wandern begann es plötzlich zu regnen. Während alle ihre
Regenjacken anzogen, packten Jodok und Tobi ihre Schirme und wanderten ganz im
Marry Poppins Style weiter. Unterwegs
machten sich erneut eine geografische Unsicherheit bei einigen breit. Eine
Teilnehmerin entdeckte nämlich den vermeintlichen Montblanc. Alle wussten, dass dies NICHT der Montblanc
war, aber die wenigsten wussten, dass er Grand Combin heisst.
In der Hütte angekommen wurde die schöne, schroffe Szenerie bewundert,
Rucksäcke ausgepackt und schon ein wenig gejasst. Dann war es schon Zeit fürs
Abendessen, von dem es zum Glück viiiiel gab. Denn um die hungrigen Mägen von
den Angensteiner und Baselländer Fresssäcke zu stopfen, braucht es schon
einiges an Essen. ;) Leider war Ruedi noch nicht da und konnte sein Dessert an
niemanden abgeben.
Tag 2, Sonntag: Das
Wetter war nun wirklich nicht überragend. Dennoch konnten wir oberhalb der Ornyhütte im
Klettergarten eine tolle Seiltechnik-Übung veranstalten. In drei Gruppen aufgeteilt
lernten wir, wie man eine Seilverkürzung macht, sich richtig ins Seil einbindet
und wie man auf einem Grat klettert. Glücklicherweise war es ziemlich kühl, denn
beim Posten "Selbstaufstieg" gerieten einige ins Schwitzen.
Das Flaschenzugbauen ist ja viel zu einfach, fanden einige Teilnehmer (und
Leiter!). Aus diesem Grund müsse man das hochzuziehende Gewicht ein wenig
erhöhen. Deshalb hängten sich Anja und Noëmi zu zweit ans Seil. Zuerst schien die Extra-Challenge Erfolg zu
haben. Aber nachdem der Flaschenzug um ein paar Windungen ergänzt worden war
und die Leiter zu dritt zogen, mussten Anja und Noëmi kapitulieren. Als Jodok
aus dem Geröllhang hochgezogen werden sollte, hängte dieser sich kurzerhand bei
einem Sandührli ein, während Joel und Thomas oben ahnungslos wie die Stiere
zogen.
Am Abend kreuzte dann Ruedi in der Hütte auf.
3. Tag, Montag: Am
Montag wurde das Wetter besser und so brachen wir am Morgen auf, um auf die
Aiguille d'Orny zu klettern. Der Zustieg
war nicht weit von der Hütte entfernt, und so waren wir schon bald am
Gratklettern. Zur rechten Seite waberte der Nebel und einige konnten den
faszinierenden Halo-Lichteffekt um den Schatten des eigenen Kopfes im Nebel
beobachten. Das letzte Stück bis zum Gipfel kletterten wir in Kletterfinken
(ausser Tobi) und mit Expressschlingen.
Am Abend wagten einige den Sprung in den kalten Bergsee neben der Ornyhütte.
4. Tag, Dienstag:
Dienstag war der grosse Aufbruch ins Biwak d l'envers des dorées. Dies war mit
einem Aufstieg auf dem Gletscher verbunden. Dazu mussten wir die Steigeisen
anziehen (für mich das erste Mal), den Pickel in die Hand nehmen und uns je zu
viert durch ein Seil verbinden. Das war anfangs schon ein komisches Gefühl mit den Steigeisen. Man
musste schön breitbeinig gehen, damit die Zacken der Steigeisen sich nicht in
den Hosenbeinen verhängen. Andererseits musste man gut darauf achten, einen
sauberen Abstand zum Nächstvorderen zu wahren. Denn falls dieser in eine
Gletscherspalte reinfällt, will man schliesslich nicht mit hineinfliegen. In
der Theorie muss man den Reingefallenen mit vereinten Kräften (und/oder
Flaschenzug) wieder rausziehen, hat man mir gesagt. In der Praxis stelle ich
mir das allerdings ein wenig komplizierter vor...
Jedenfalls gelangten wir alle sicher nach oben. Nach einer kurzen Lunchpause
mussten wir dann aber wieder runter, um zum Biwak zu gelangen. Dies war gar nicht so einfach, denn um zur
Geröllhalde zu gelangen, mussten wir auf einem schmalen Grat aus Schnee runter
balancieren. Leider verlor Joel das Gleichgewicht und rutschte auf der linken
Seite des Grates runter. Sämi riss es auf dieselbe Seite mit. Mario und Leonie
schafften es, auf der anderen Gratseite runterzuspringen und konnten so
verhindern, auch mitgezogen zu werden.
Nach einem anschliessenden Abstieg über Geröll und ziemlich mühsames,
"truuriges" Riesensteinbrocken-Gelände kamen wir beim Biwak an.
Den Tag liessen wir im Klettergarten ausklingen, wobei Christoph, Anja, Tobi
und Noëmi einige wunderschöne
Bergkristalle an einem Stand fanden! Im Klettergarten gefiel es uns so gut,
dass ein paar noch blieben und exzessive Bergschuhkletterei betrieben, während
die anderen ins Biwak zurückkehrten und schon mal Abendessen kochten (Danke!!).
Anja meinte es gut mit Noëmi und wollte ihre Bergschuhe holen. Dummerweise warf
sie ihr diese aber auf den letzten
Metern zu, Noëmi schaffte es nicht, sie zu fangen und die Schuhe,
rumpeldipumpel, rollten die Geröllhalde runter (Danke an Anja fürs Wiederholen!!). Nach dem Znacht, einer
von Nina iniziierten Yoga-Session und ein bisschen Schuhediebstahl waren wir
dann alle bettreif. Ein paar übernachteten draussen, da es im Biwak nicht genug
Betten gab für alle. Ein paar Mal wurden wir in der Nacht geweckt von
Frühaufstehern, die wie eine Herde Kühe herumpolterten und mitten in der Nacht
zu kochen anfingen.
5.Tag, Mittwoch: Der
Tag begann mit ein paar schönen Mehrseillängen in der Nähe des Biwaks. Der Fels
hiess Aiguille d'irgendetwas. Schön war es schon, und der Fels war echt super.
Aber. Aaaaaber: Die Seillängen waren zum Teil spärlich bis gar nicht
abgesichert. Deshalb hiess es: Keile und Friends hervornehmen und auf zum
selber absichern! Sämi, Tobi, Joel und Noëmi stiegen in dieselbe Mehrseillänge
ein, und die erste Seillänge (die gar nicht abgesichert war) stiegen noch Joel
und Noëmi vor. Danach stieg nur noch Tobi vor, und Sämi, Joel und Noëmi
kletterten im Tatzelwurm hinterher. Sevi war hell begeistert, als er Sämi im
Tatzelwurm sah und filmte dieses Jahrhundert-Ereignis mit seinem Handy.
Nach dem Klettern unternahmen einige den Versuch, in dem wirklich eiskalten See
neben dem Biwak schwimmen zu gehen. Thomas G. war sogar so mutig und machte ein
"Spiessli". Blöd war nur, dass seine Unterhose fehlte, als er wieder
auftauchte. Suchen war zwecklos, denn der See war so trüb wie Milch. Zum Glück
hatte er aber ein paar Ersatzunterhosen dabei (Thomas, nicht der See!).
Am späteren Nachmittag machten wir uns auf in die Trienthütte. Die Angst, das
Abendessen zu verpassen, verlieh uns Flügel. So platzten wir gerade noch
rechtzeitig in die Hütte rein, als das Essen serviert wurde. Leider gab es zu
Alex' Leidwesen schon wieder keinen Eisbär!
Nach dem Abendessen eierten ein paar noch auf der Slackline draussen auf der
Terasse rum und konnten dabei eine fantastische Aussicht geniessen.
6.Tag, Donnerstag:
Dank dem guten Wetter konnten wir uns an jenem Tag auf eine Hochtour einlassen.
Da wir schon relativ früh aufstanden, konnten wir auf dem Gletscher den
Sonnenaufgang miterleben. Ein paar Gletscherspalten, ein Grat und ein steiles
Schneefeld später standen wir schon oben
auf dem Gipfel des Tête Blanche und hatten einmal mehr eine schöne Sicht auf
die faszinierend zerklüftete Berglandschaft. Mittels T-Schlitz seilten wir dann
über (sorry, mir fehlt hier das Fachvokabular) so eine Art steilem
Schnee-Abhang ab und traten dann wieder in Seilschaften den Rückweg zur
Trienthütte an. Der arme Christoph musste mehrmals erleben, dass eine Lippe
unter ihm zusammenbrach, die doch vorher bei den anderen noch gehalten hatte!
Am Nachmittag kehrten wir zur Ornyhütte zurück, und einige hüpften nochmals in
den Bergsee, während Timo auf dem Rückweg lieber Steimannli baute.
Zum Znacht gab es für uns Fondue, und zwar ganz viel! So viel, dass wir am
Schluss nicht mal alles gegessen hatte. Alle waren ziemlich satt, und als dann
das Dessert serviert wurde, jammerten alle wehleidig, was einen etwas
verwirrten Blick von der Hüttengehilfin zur Folge hatte.
Später wurde noch ausgiebig gejasst und lautstark Ligretto gespielt. Alex nahm
einen Französischkurs bei der Lipps-Sippe und lernte lauter "nette"
Sachen und Anmachsprüche (Rouler la pelle, T'es bonne usw.).
7. Tag, Freitag: Wir konnten den ganzen Tag keinen Fuss vor die Tür setzen, so sehr regnetet es. Statt einer Tour verbrachten wir den ganzen Tag in der Hütte und jassten, spielten Ligretto, Schach und Mühle. Unsere Spielsucht wurde nur durch Ruedis Bauch- und Armmuskeltraining unterbrochen ("bitte Ausgangsposition einnehmen. Eins, zwei, eins, zwei...").
8. Tag, Samstag: Tag
der Rückkehr, mit dem ein wieder mal sehr erlebnisreiches JO-Lager zu Ende
ging. Wie auch am ersten Tag regnete es, als wir uns auf den Weg machten.
Vielleicht machten uns diese Umstände den Aufbruch leichter? Jedenfalls waren
wir nach etwa einer Stunde Marsch wieder unten beim Sessellift. Zum Glück
hatten alle ihre Bahnkarte gut aufbewahrt und so konnten alle auf einem
pflotschnassen Sessel Platz nehmen (iiiiiii!!). Bei denen, die als erste unten
waren, sorgten die Gesichtsausdrücke derer, die gerade ankamen, für Heiterkeit.
Wir waren alle ziemlich begossene Pudel. Da wir auf der Zugfahrt gleich neben
dem Kinderwagen Platz nahmen, schlossen wir Bekanntschaft mit dem
kontaktfreudigen, kleinen Lollipopdealer Noah. Obwohl dieser erst fünf Jahre
alt war, konnte man sehr gut hören, dass er ein waschechter Walliser ist.
Wieder daheim in Basel gingen die, die wollten noch ins B2, und der Rest ging
heim unter die Dusche :)
Vielen Dank an euch Teilzeitfeinde und Freunde für dieses tolle Lager, ich freue mich schon jetzt auf das Nächste!
Noëmi